Wo bin ich zuhause?

Wo bin ich zuhause?

Benjamin Zeier
Nov. 14, 2022 • 2 min read

Es war schon dunkel und die abendliche Kälte drang langsam durch meine Jacke und lies mich frösteln. Mein warmer Atem malte kleine Wölkchen in die kühle Novemberluft, die mir um die Nase wehte. Zügig schob ich den Kinderwagen, indem meine beiden Jüngsten saßen, den Berg hinauf. Ich wollte endlich ankommen. Den Weg kannte ich wie meine Westentasche. Jedes Grundstück, an dem wir vorbeikamen, war mir vertraut. Der Gehweg, der sich vor den Einfahrten leicht absenkte. Das Laub, das um diese Zeit des Jahres in kleinen feuchten Häufchen den Straßenrand säumte. Alles war wie immer. Wie oft schon war ich diesen Berg hinauf und hinunter gegangen. Hatte ich Einkäufe, Kinder, Freunde und was nicht alles mit mir geführt. Aber ich war nicht auf dem Weg nach Hause.

Wenige Stunden zuvor hatte ich mein Auto in dieser Straße geparkt um eine gute Freundin zu besuchen. Diese Straße, die lange meine Heimat war. Wir hatten uns dem alljährlichen Zug an Schülern und Eltern angeschlossen, der sich anlässlich des Sankt Martin Festes Richtung Marktplatz schob. Alles war wie immer. Und alles war ganz anders. Heute Abend würde ich nicht nach Hause gehen, wenn das Fest vorüber war. Ich würde zu meinem Auto gehen, meine Kinder einladen und zu einem Haus fahren, das uns für einige Wochen zur Verfügung gestellt wurde. In wenigen Wochen schon würden wir uns wieder aufmachen, auf die andere Seite der Erde. Nach Hause?

Als Christ glaube ich, dass wir hier auf dieser Erde nur auf der Durchreise sind. Die Sehnsucht nach einem Zuhause ist dennoch bei jedem Menschen auf dieser Welt zu finden. Manche bauen sich große Häuser, andere reisen quer durch den Kontinent. Wieder andere verlassen nie ihren Geburtsort. Wir versuchen dieses Loch zu stopfen, dass in uns ist und das uns immer wieder zuflüstert: es gibt einen Ort, an dem du angekommen sein wirst. Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen Ort hier auf der Erde nicht finden werden. Aber gleichzeitig glaube ich, dass wir jetzt schon ankommen dürfen. Und das nicht an einem Ort, sondern in den Armen unseres Vaters im Himmel. Und er hat uns sogar versprochen, für uns ein Haus zu bauen - eines das ewig unser Zuhause sein wird.