Heute war ich eine große Runde mit dem Hund einer Freundin laufen und wurde wieder einmal Zeuge einer Szene, die ich, bevor wir nach Peru kamen, nur aus Büchern kannte. Oder von Erzählungen der Großeltern. Auf einem großen Weizenfeld waren mehrere Arbeiter damit beschäftigt, den Weizen von Hand mit einer Sichel zu ernten. Einer neben dem anderen standen sie in der sengenden Hitze und arbeiteten sich Stück für Stück nach vorne. Da es hier kaum Traktoren gibt, kann man davon ausgehen, dass dieses Feld mit dem Pferd gepflügt und selbstverständlich auch per Hand der Weizen ausgesät wurde. Und nach der Ernte wird dann von Hand gedroschen. Alles Handarbeit.
Jesus vergleicht einmal die Welt mit einem großen Feld, das reif zur Ernte ist. Zuvor war er mit seinen Freunden durch verschiedene Dörfer gezogen und hatte gesehen, wieviel Leid, Krankheit und Not überall zu finden war. Er war darüber tief bewegt und sagte zu seinen Freunden: bittet doch Gott, dass er Arbeiter zur Ernte schickt (Matthäus 9, 37). Ihm war bewusst, dass es viele Hände und Füße braucht, um dem Bedürfnis dieser Welt zu begegnen. Jesus hat, als er diese Erde verliess, seinen Freunden einen genauen Auftrag hinterlassen: kümmert euch um die Menschen, konfrontiert sie mit meiner Liebe und meiner Wahrheit. Zeigt ihnen, wie eine Welt aussehen kann, in der meine Gesetze der Maßstab sind. Tauft sie, als öffentliches Zeichen dafür, dass sie zu mir gehören (nach Matthäus 28, 19+20).
Ich bin davon überzeugt, dass es im Reich Gottes auch um echte Handarbeit geht. Jesus hat immer den Einzelnen in der Masse gesehen. Er ist das große Vorbild in Sachen Beziehung und menschliche Nähe. Er hatte keine Scheu von einer Prostituierten angefasst zu werden oder mit einem schwer kranken Menschen zusammen zu sein - beides Dinge, die zu seiner Zeit als Tabu galten. Er wollte nah dran sein an den Menschen und dem, was sie bewegt. Und er traut uns zu, dort wo wir sind, seine Hände, seine Füße, sein Mund oder sein Ohr zu sein.